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Bitcoin bleibt im September immer noch unberechenbar

Die Federal Reserve hat letzte Woche die Erwartungen der Märkte erfüllt und zum ersten Mal seit vier Jahren die Zinsen gesenkt – in einem großen Schritt um 50 Basispunkte. Das hat die Kurse beflügelt, da nun wieder die Hoffnung auf eine sanfte Landung, also einen milden Abschwung der Wirtschaft bei einem gleichzeitigen Rückgang der Inflation, wieder stärker an den Märkten gespielt wird.

Trotzdem bleiben einige Widersprüche, da die Fed sich offensichtlich genötigt sah, einen großen Zinssenkungsschritt vorzunehmen. Tatsache ist, dass die Fed in einem Umfeld senkt, in der die Wirtschaft immer noch ein solides Wachstum aufweist, während die Inflation weiterhin deutlich über der gewünschten 2% Marke notiert. Warum spricht man von einer robusten Wirtschaft, wenn man mit einer großen Zinssenkung so agiert, als würde man sich in einer kritischeren Lage befinden? Entweder machen sich die Notenbanker doch größere Sorgen um die US-Wirtschaft, als öffentlich kommuniziert oder die Maßnahmen sind politisch motiviert, um das wirtschaftliche Bild (und die Bewertungen an den Finanzmärkten) für die US-Wahl positiv zu halten.

Ein weiterer Fallstrick bleibt eine mögliche Auflösung des Yen-Carry-Trades. Durch die große Zinssenkung sinkt der Abstand zwischen dem japanischen und dem US-Zinsniveau und damit potenziell auch der Abstand zwischen der Bewertung des Yen und des Dollars noch schneller. Das macht eine weitere Auflösung des Yen-Carry-Trades und damit eines Verkaufs von diversen Vermögenswerten, die mit dem Carry-Trade gekauft wurden, wahrscheinlicher. Anfang August hatte diese Dynamik bereits zu einem Beben an den globalen Märkten geführt.

Bitcoin vor dem Sprung?

Insgesamt bewegen sich die Bedingungen an den Finanzmärkten jedoch wieder in die richtige Richtung, da nun sowohl die Fiskal- als auch die Geldpolitik in den USA wieder locker wird und eine weitere Ausweitung der Geldmenge in Aussicht stellt. Charttechnisch hat Bitcoin seit dem Fed-Zinsentscheid jedenfalls einiges an Boden gut gemacht, konnte die entscheidende Unterstützungszone im Bereich zwischen 57.000 und 60.000 Dollar wieder als Support bestätigen und auch zurück über das Bullmarket-Supportband klettern.

Bildquelle: TradingView.com

Nun tritt der 200-Tage-Trend als entscheidender Widerstand auf, der Bitcoin von einer Rückkehr in langfristiges bullisches Momentum trennt.

Der September liefert weiterhin Korrektur-Potenzial

Trotz der Erholungsrally bleibt der September eine kritische Phase für die Bitcoin-Kursentwicklung, einerseits aufgrund der Saisonalität, die eher für Kursschwäche spricht, andererseits aufgrund der Unsicherheit an den Finanzmärkten, die auch Bitcoin beeinflusst. Sollte der Yen-Carry-Trade erneut ein Thema werden, dann dürfte darunter auch Bitcoin leiden, da die Kryptowährung als besonders liquides Asset eher abverkauft wird, wenn Marktteilnehmer entsprechend zum Verkauf gezwungen sind, um genügend Liquidität zur Schließung des Trades aufzubringen.

In meinen Augen bleibt ein mögliches Worst-Case-Szenario ein Test der Ausbruchszone bei 48.000 Dollar, bevor es im vierten Quartal wieder in einen neuen Aufwärtstrend gehen kann, da die fundamentalen Bedingungen in Sachen Liquidität sich wieder in die richtige Richtung bewegen. Eine mögliche Eskalation des Yen-Dollar-Problems wird ohne Zweifel mit geldpolitischen Interventionen beantwortet werden. Currency Swaplines zwischen der Fed und der BoJ, um die Abwicklung des Yen Carry Trades direkt über das Balancesheet der BoJ abzuwickeln, bleiben eine denkbare Option. Dies würde neue Dollars in die Finanzmärkte spülen und damit die Liquidität weiter erhöhen.

Wird in den USA wirklich eine Rezession ausbrechen und diesem Bullrun endgültig den Stecker ziehen? Eine umfassende Analyse und mögliche Szenarien für die Bitcoin-Preisentwicklung finden Sie in der neusten Video-Ausgabe von decentralist.

Quelle

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